Geistliche Worte für die Presse




Pfarrer Matthias Koczner für den 07.05.2023

Frühlingsfreude - neues Leben - Zeit der Hoffnung

Nun ist er endlich da - der Wonnemonat Mai mit der erwachenden Natur und all seiner Blüten-pracht. Wir haben uns gefreut über das durch den 1. Mai an einem Montag verlängerte Wochenende. Es war für viele ein Grund zum Verreisen und bei mancherlei Besuchen die Verbundenheit miteinander neu zu beleben. Bei anderen schlug das Herz höher beim Spaziergang in der herrlichen Maisonne.

Für viele ältere Leute hat aber auch der 8. Mai eine große Bedeutung, denn zu diesem Datum endete der furchtbare 2. Weltkrieg. Millionen Tote wurden beklagt, viele Flüchtlinge und Vertriebene hatten ihre Heimat verloren. Eine ungewisse Zukunft lag vor ihnen. Mit dem Kriegsende aber brach in den Herzen der Menschen auch so etwas an wie ein neuer Frühling: die durch den Krieg erfolgten Zerstörungen wurden beseitigt. Wohnungen, Betriebe, Kirchen, Schulen, Kultureinrichtungen und auch Sportstätten wurden instandgesetzt oder wurden neu errichtet. Ein neues Zusammenleben hatte begonnen.

Und der Monat Mai hält noch weitere Feiertage für uns bereit: Da ist der Muttertag am zweiten Sonntag im Mai und der Vatertag an Christi Himmelfahrt - zwei Tage, die beide so kurz nachei-nander gefeiert werden. Zwei Feiertage für die Erhalter der menschlichen Spezies so nahe beieinander - da kommt Freude auf.

Von der 1997 verstorbenen Heilwig von der Mehden, einer humorvollen Köln/Bonner Autorin, ha-be ich zwei schmale Bücher in meinem Regal stehen. Im Hinblick auf den Vatertag heißt das eine "Nehmt die Männer wie sie sind, es gibt keine anderen". Daneben aber steht, ich wage das nur zu schreiben, weil das Büchlein ebenfalls von dieser weiblichen Kolumnistin stammt, eine vergnügliche Feuilletonsammlung mit dem Titel "Ehret die Frauen, aber übernehmt euch nicht". Was ist so bemerkenswert an ihren kleinen Geschichten? Nun, sie erzählen mit einem feinen Lächeln von den vielen menschlichen Unzulänglichkeiten bei Frauen und Männern, von gegenseitiger Toleranz und immer neuer Zuversicht.

Muttertag und Vatertag - da gehört sich ein Dankeschön an die Erst-Erzieher unserer Kinder, ein Dankeschön für all die Geduld und oft auch für die Nachsicht mit den Unzulänglichkeiten der Zöglinge. Aber auch die Eltern sind ja nicht ohne Fehl und Tadel. Wie dankbar bin ich dafür, dass ich mich an einige Begebenheiten in meinem Leben erinnern kann, wo meine Eltern uns Kinder um Verzeihung gebeten haben, wenn sie uns ungerecht behandelt hatten. Im familiären Zusammenleben lernen wir, dass es kein perfektes, fehlerloses Miteinander gibt - es ist manchmal ganz schön schwer, die Liebe und den familiären Frieden zu erhalten oder neu zu beleben. Dass uns das immer wieder gelingt, dazu hilft oft schon ein verzeihendes Lächeln.

Übrigens, Jesus hat uns gelehrt, was bei uns zu Hause an Gutem möglich ist, das funktioniert meist auch in der Nachbarschaft und auch im öffentlichen Zusammenleben! Vielleicht ist es auch eine Hilfe für unsere in dieser konfliktgeladenen Großwetterlage verstörten Seelen, wenn wir alles tun, was für den kleinen Frieden in unserem eigenen persönlichen Umfeld gut ist.

Wollen wir nun zum Schluss nicht vergessen, dass der Vatertag in Verbindung steht mit unserem kirchlichen Hochfest der Himmelfahrt unseres Herrn Jesus Christus. Er hat bei seinem Abschied von der Erde den Aposteln aufgetragen, dass sie alle Welt lehren und taufen sollen - eintauchen sollen in den Geist Gottes. Möge Gott uns helfen, dass wir mit seinem Heiligen Geist in unser Umfeld einen immer neuen Frühling hineintragen.

Herzliche Grüße, Pfarrer Matthias Koczner


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Superintendentin Hiltrud Anacker für den 19.02.2023

Fasten?

Wir waren sie (fast) los – die Masken, da setzen (manche) Masken mit Freuden wieder auf. Wenigstens im Rheinland ist das so, wenn Fastnacht gefeiert wird. Karnevalsvereine sagen, mit den Kostümen und Tänzen wird der Winter ausgetrieben.

Die Geschichtsforscher sehen in dem bunten Treiben eine oppositionelle Haltung gegenüber dem christlichen Fastengebot sieben Wochen vor dem Osterfest. Seit dem 12./13. Jahrhundert sind Fastnachtsfeste belegt. Dass das Handwerk der Metzger sich gern beteiligten, ist nicht verwunderlich, sollten die Menschen doch u.a. die gesamte Fastenzeit auf Fleischprodukte verzichten. Somit waren die Flei-scher gewissermaßen saisonbedingt arbeitslos.

Die Kirche tat sich lange schwer mit Fastnacht, die evangelische noch länger als die katholische, betrachtete man das ganze doch als närrisches und nicht frommes Treiben. Das hat sich geändert, und das ist gut so.

Fastnacht – die Zeit vor der Fastenzeit wird üppig gefeiert. Fröhlich und ausgelassen sind die Menschen. Einmal nicht an Sorgen denken, die Welt mit den Augen des Humors sehen. Echter Humor piekt vielleicht ein bisschen, ist aber nicht boshaft. Er will etwas anstoßen. Mit Humor wird manches leichter. Selbst die Kirchen haben gelernt, sich selbst „auf die Schippe“ zu nehmen.

Die Fastenzeit, die am Aschermittwoch beginnt, regt eher zur Nachdenklichkeit an. Dass dies nicht Last sein muss, sondern ermutigt, zeigt die Fastenaktion der evangelischen Kirche. In diesem Jahr trägt sie das Motto: „Leuchten! Sieben Wochen ohne Verzagtheit“. „In dunklen Zeiten braucht es Licht, um den Mut nicht zu verlieren.“ sagt Ralf Meister, Landesbischof in Hannover und Botschafter der Fastenaktion: 7wochenohne.evangelisch.de

Dieses Leuchten hat nichts mit Scherzen zu tun, sondern mit einem Gott, von dem Christen sagen: Er geht mit durch Tiefen und Höhen. Dieses Vertrauen kann Gesichter zum Leuchten bringen und braucht keine Maske.

Herzliche Grüße, Hiltrud Anacker
Superintendentin


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Diakon Matthias Troeger für den 05.02.2023

Augen hoch

Das war das Lebensmotto von Gerhard Fischer, dem ehemaligen Pfarrer von Falkenau. In einem seiner Bücher beschreibt er, wie es dazu kam. Sein Vater war Kantor und er sollte das erste Mal im Gottesdienst ein Solo singen. In der Kurrende hatte er schon mitgesungen. Aber Solo singen, war etwas anderes. Tagelang hat er mit seinem Vater an der Orgel geübt. Und dann endlich kam der große Tag. Er stand oben auf der Empore auf einem Podest, blickte auf seinen Vater, der an der Orgel mit dem Vorspiel begann. Dann drehte er sich zur Gemeinde und die Stimme versagt ihm im Hals. Plötzlich sah er, dass das Geländer der Empore ihm nur bis zu den Knien reichte, durch das Podest auf dem er stand. Er war einer, der nicht schwindelfrei war.

Weil der Junge nicht los sang, begann der Vater das Vorspiel noch einmal von vorn. Doch Gerhard schaute wie gebannt auf den Abgrund vor ihm. Er brachte keinen Ton heraus. Ein alter Bauer, der bemerkt hatte, was in dem Jungen vorging, flüsterte ihm in seiner erzgebirgischen Mundart zu: „Aang huuch, Aang huuch!“ Er schaute nicht mehr in die Tiefe und plötzlich konnte er singen.

Worauf ist unser Blick gerichtet? Auf unser Können, unsere moralische Integrität, oder wie es im Wochenspruch aus Daniel 9 heißt, auf unsere Gerechtigkeit?

„Wir liegen vor dir mit unserm Gebet und vertrauen nicht auf unsre Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit.“

Unsere menschliche Gerechtigkeit hat uns schon manchmal in die Irre geführt. Daniel empfiehlt uns etwas anderes. Setzt euer Vertrauen auf Gottes große Barmherzigkeit. Im ganzen Kapitel aus dem unser Vers stammt, beschreibt er das Versagen des Volkes. Alles worauf wir unser Augenmerk gerichtet haben, hat uns die Probleme eingebrockt, unter der die Menschen zu leiden haben.

Daniel blickt auf die Gerechtigkeit Gottes und seine große Barmherzigkeit. Daniel wusste noch nichts von Jesus Christus. Jesus hat in seinem Leben uns die Barmherzigkeit Gottes nahe gebracht und in seinem Opfer am Kreuz uns einen Weg zu Gott dem Vater eröffnet. Durch Jesus können wir Vergebung erfahren. Hier zeigt sich wieder die große Barmherzigkeit Gottes. Daniels Rat an uns, blickt auf ihn.
„Aang huuch“ – „Augen hoch.“

Herzliche Grüße, Matthias Troeger
Diakon im Ruhestand


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Pastor Marcel Tappert für den 29.01.2023

Liebes-Erklärung

Während der letzte Schnee in Form von Wasser von meinem Balkon tropft, denke ich über einen Sonnenuntergang nach. Also so einen Sonnenuntergang mit ein bisschen romantischer Stimmung. Da ist ein Strand in meiner Fantasie und ein Liebespärchen schaut verklärt der untergehenden Sonne nach. Natürlich weiß das Paar, dass die Sonne nicht untergeht und dass sie überhaupt nicht im Meer versinkt, aber dieser Moment lässt sie ihre Liebe zueinander äußern. Auf ewig dein. Fünfzig Jahre später gibt es immer noch ein Foto von den damals so jungen Leuten und die ältere Dame erzählt ihrer Freundin vom Hans – Gott hab in selig – und wie viele Jahre ihre Liebe gehalten hat. Ohne diesen Abend am Strand hätte unsere Liebe nie so lange gehalten, meint sie. Da ist also eine Sonne, die überhaupt nicht im Meer versinkt und da ist ein Moment, bei dem es nach Seetang riecht, dieser verändert das Leben. Oder besser, es sind Menschen, die sich auf diesen Moment einlassen können und nie an ihm zweifeln. Damals war es sehr schön.

Das Kirchenjahr erinnert uns an eine etwas andere Liebeserklärung. Auf einem Berg findet sie statt. Ein Licht strahlt auf und aus dem Himmel erklingt eine Stimme, Gott selbst äußert darin seine Liebe zu seinem Sohn Jesus. Natürlich wollen die Jünger bleiben und alles festhalten: „Lass doch die Zeit nicht vergehen, hier wollen wir wohnen.“ Aber sie müssen zurück in das Leben, nur das Erlebnis wird sie begleiten. Es ist in ihre Erinnerungen eingegraben und immer, wenn der Glaube schwindet können sie diese Erinnerung hervor holen, wie die ältere Dame ihr Foto von Hans.

Wir dürfen uns in der Erinnerung an das jetzt erst ausklingende Weihnachtsfest noch einmal sagen: „Euch ist heute der Heiland geboren“ oder noch viel besser so wie es die Propheten schrieben:

„Über dir geht auf der Herr, und seine Herrlichkeit erscheint über dir.“

Jesaja 60 Vers 2. Wir dürfen auf unseren Alltagswegen aus der Erinnerung der Zusage Gottes leben und wir dürfen sogar neue kleine Lichter in mancher Glaubensdunkelheit aufstrahlen sehen. Dieses Licht kann eine Liebeserklärung des Himmels sein. Ich wünsche Ihnen beides, gute Erinnerungen an Gottes Zusagen und neue Erlebnisse in seinem Licht.

Herzliche Grüße, Marcel Tappert
Pastor Evangelisch-methodistische Kirche


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